Wenn nicht in Trier dann hier

… oder manchmal muß man auch einfach mal Glück haben.

Wenn die Sonne lacht, die Temperatur sich auf bis zu 24° aufschwingt und ich auch noch Urlaub habe, dann ist einfach ein schöner, entspannter, längerer Lauf fällig. Dabei hoffte ich allerdings, dass der nahezu stürmische Wind die angekündigten Unwetter nicht allzu schnell heranbläst. Die Rechnung ging leider nicht auf, aber dazu später mehr.

Der Lauf führte mich vorbei am Großen Bornhorster See, über die knapp drei Kilometer lange Gerade hinterm Deich und über Gellen nach Fuchsberg. Die Natur überschlägt sich jetzt in den sattesten Grüntönen und mit blütenbedeckten Wiesen. Allerdings ließ das Wolkenspiel teils schon erkennen, dass die Atmosphäre heute energiegeladen war.

Dazu gab es ordentlich Wind in der Büx :mrgreen:

Nach 16 km erreichte ich mit den allerersten Regentropfen eines kleinen Gewitters das Melkhus in Fuchsberg. Das war eine absolute Punktlandung und während der Gewitterschauer niederging, ließ ich es mir bei einem fantastisch leckeren Stück Rhabarberkuchen mit Baiser und einer großen Tasse Tee gut gehen.

Frisch gestärkt startete ich mit den letzten Tropfen wieder. Da der Himmel nun aber in alle Himmelsrichtungen dunkel war, schlug ich den direkten Kurs nachhause ein. Weit kam ich allerdings nicht, nur drei Kilometer weiter brach mitten in der Pampa ein Unwetter erster Güte los. Sturm, Starkregen und vorallem Gewitter machten es mehr als ungemütlich. Mich schreckt ja beim Laufen nichts außer Gewitter und gerade als ein Blitz direkt über mir zuckte, stand da dieser Landrover in einem Feldweg. Der Fahrer müßte verrrückt sein, wenn er jetzt nicht in seinem Fahrzeug sitzen würde und ich hoffte nur, dass er mir auch Einlaß gewähren würde.

Die FahrerIN tat es. Und sie hatte sogar ein frisches Handtuch für mich, mit dem ich mich notdürftig trocken legen konnte. Meine Retterin stellte sich als Gela vor und schrieb inmitten der Natur, in Gesellschaft ihrer beiden Hunde an ihrer Dissertation. Wir kamen gut ins Gespräch und ich erfuhr, dass Gela schon in verschiedenen Ländern Afrikas gewesen ist und mit ihrem Landrover in Kürze in die Staaten der ehemaligen Sowjetunion aufbrechen möchte. Währenddessen tobte draußen das Unwetter und rüttelte den Landrover ordentlich durch. Gela und ihr Geländewagen waren wirklich ein Geschenk des Himmels. Das Schicksal wollte es wohl so, dass da genau im passenden Moment dieses Auto mit einer überaus interessanten Eigentümerin mitten in der Wildnis stand. Außerdem wäre kein Auto geeigneter gewesen einen triffenden und tropfenden Läufer aufzunehmen als dieser robuste Landrover. Ohne diese Unterschlupfmöglichkeit wäre ich ganz schön am A… gewesen.

Gela bot mir sogar an, mich mit nach Oldenburg zurückzunehmen. Aber nachdem das Unwetter abgezogen war, lief ich dann doch weiter. Allerlei Geäst auf den Wegen zeigte, dass es wirklich ganz ordentlich geweht hatte.  Nach schlußendlich 26,7 km war ich wieder zuhause. Was in Trier mit seinen vielen Höhenmetern für mich doch etwas weit gewesen ist, lief sich hier, wenn auch mit großen Unterbrechungen, ganz wunderbar.

Nach dem Duschen erfuhr ich im Radio, dass das Unwetter überall Bäume entwurzelt hat, die auf Straßen, Autobahnen und Bahngleise gestürzt sind 😯 Das nächste Mal werde ich bei solchen Wettervorhersagen meine Läufe doch etwas näher an der Zivilisation planen. Auf so ein Glück wie mit Gelas Landrover möchte ich mich nicht immer verlassen.

36 Kommentare zu “Wenn nicht in Trier dann hier

  1. boah, volker. du verrückter kerl!!!
    mir blieb hier zu hause das herz fast stehen, obwohl ich mich im haus befunden habe (eigentlich wollte ich mit dem rennrad auf den deich und habe mich in letzter minute umentschieden) dank des rennraddienstages war ich zum zeitpunkt des unwetters bereits zu hause. ansonsten hätte ich mich noch auf dem heimweg befunden. und ich war wirklich heilfroh, daß dienstag war 😐
    und du veranstaltest einen spontanen survivallauf…. manmanman 👿
    gut, daß alles gut ging! nicht noch mal das schicksal so herausfordern 🙄
    liebe grüße!
    sandra

    • Es war ja nicht zu ahnen, was da kommt, liebe Sandra. Das Wetterradar sah zu meinem Start noch ganz harmlos aus.

      Schön, dass es Dir besser ergangen ist. Sowas wird sicher so schnell nicht wieder vorkommen.

      Liebe Grüße
      Volker

  2. Glück gehabt, mein Lieber, ist nochmal gut gegangen, obwohl ich die Angst vor einem Gewittersturm nicht ganz verstehen kann 😉 Hagel ist eklig, weil es weh tut auf dem Kopf aber Regen? :mrgreen:

    Schön, dass Du so einen entspannten Lauf trotz der widrigen Umstände hinbekommen hast. Und dann noch eine Retterin mit einem geeigneten Gefährt, alles gut 🙂

    Salut
    Christian

    • So furchtlos wie Du bin ich in Sachen Gewitter nicht, lieber Christian 😉 Hagel ist sicher unangenehm, aber Äste sicher noch viel mehr 😉

      Ohne Retterin nebst Gefährt hätte ich das ganze sicher auch überstanden, aber so war mir das doch lieber 🙄

      Moin Moin
      Volker

      • Furchtlos? Nein, eher Statistik und Risikoabschätzung 😉
        …und Äste sind echt fies….

      • Die Wahrscheinlichkeit im Lotto zu gewinnen ist noch viel geringer als vom Blitz erschlagen zu werden und trotzdem passiert es und die Leute spielen Lotto 🙄

        Und wenn ein sturmerprobtes Nordlicht sich in fremde Autos flüchtet, dann war das ganze schon nicht ohne 😉

  3. Die schönsten Geschichten schreibt das Leben … Sonne, Sturm und eine nette neue Bekanntschaft. Das ist doch stark. Und dann auch noch so eine lange Strecke nach dem anstrengenden Samstag. Du bist fit, kein Zweifel!

    Liebe Grüße
    Rainer 😎

    • Das war schon ein ereignisreicher Lauf, lieber Rainer.

      Mit meiner Fitness bin ich soweit auch ganz zufrieden. Das sie für viele Höhenmeter nicht reicht, fällt hier ja nicht weiter auf 😎

      Liebe Grüße
      Volker

  4. Lieber Volker,

    Glück gehabt aber echt jetzt mal. Aber solche Zufallsbegegnungen sind interessant und schön – hättest Du ja mit Vernunft auch nicht erlebt. Damit möchte ich Dich aber nicht ermutigen, bei Unwettern nach Gelas zu suchen. 🙂

    Du kannst mit einem Stück Kuchen im Bauch laufen? Unglaublich. 🙂

    Noch schöne Läufe, schönen Urlaub und wenig Wetter.

    Gruß
    Anja

    • Liebe Anja,

      in der Tat Glück gehabt. Aber konkret als unvernünftig möchte ich meinen Lauf nicht bezeichnen. Die Gewitter waren eigentlich erst für später angekündigt und das Regenradar sah zum Start auch gut aus.

      So ein kleines Stück Kuchen im Bauch macht mir nichts, schon gar nicht wenn ich, wie gestern, langsamer als 6er-Schnitt laufe.

      Danke Dir und liebe Grüße
      Volker

  5. Lieber Volker,

    hast du aber Schwein gehabt! Selbst im platten Oldenburger Land hat’s ja noch Bäume, von denen man erschlagen werden könnte – nee, das mag ich mir gar nicht vorstellen! Ich wünsch dir, dass du die nächsten netten Zufallsbegegnungen auch ohne derart unvernünftiges Tun erleben kannst!

    Wie du allerdings mit einem fantastisch leckeren Stück Rhabarberkuchen im Bauch noch 10 km laufen kannst, wüsste ich auch gern … 😉

    Genieß deinen Urlaub, liebe Grüße,
    Anne

    • Liebe Anne,

      mich sorgten mehr die Sturmböen und die Blitze. Aber auch hier möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass ich nicht einfach grob unvernünftig gewesen bin. Die Wettervorhersage hat Gewitter erst für später vorausgesagt und das dann noch ein richtiges Unwetter wütet, konnte nun wirklich keiner ahnen.

      Zum Laufen mit Kuchen: Ganz einfach, schön langsam laufen 🙂

      Das werde ich tun.

      Liebe Grüße
      Volker

  6. Lieber Volker,
    hihi – der Kuchen scheint mehr Resonanz zu erzeugen, als das Gewitter (auch bei mir!) 😉
    Du hast dich wohl bei den Olewigern an das Kuchenbuffet dazwischen und danach gewöhnt und kannst jetzt nicht mehr „ohne“! 😆
    Nee, im Ernst, wenn es so richtig gewittert ist mir auch unheimlich zumute… da hattest du ja wirlkich Glück eine passende Schutzmöglichkeit zu finden! 🙂
    Toll, dass du schon wieder so lange Strecken läufst – scheint, als würde dir dein Urlaub Energie zuhauf schenken! 🙂

    • Liebe Doris,

      tja, da schwebt man in höchster Gefahr und was beachtet die Damenwelt? Kuchen! 😯

      Trier war aber in der Tat ein gutes Training in Sachen Kuchen und Laufen 😉

      Die Sache mit dem Landrover war mehr als eine glückliche Fügung. Ich hätte mich ansonsten mehr als unwohl gefühlt.

      Liebe Grüße
      Volker

  7. Der Hammer! Könnte man fast verfilmen, wenn am Ende noch irgendwie eine Lovestory reingequetscht wird. Z.B. zwischen dir und einem der Hunde- oder so. 😀

    • *Lach* An so eine romantische Zufallsgeschichten-Lovestory hatte ich tatsächlich auch schon gedacht. Leider falsche Baustelle, außerdem bin ich ja schon vergeben 😀

      Liebe Grüße
      Volker

  8. Hui, da scheints ein bisserl getröpfelt zu haben… Aber ich kann mir vorstellen, ein Tag, den man einerseits nicht so schnell vergisst, und andererseits aber wahrscheinlich auch nicht missen möchte, v.a. im Nachhinein 🙂
    Aber *3x auf Holz klopf* Glück gehabt!

    • So schnell muß ich das nicht wieder haben. Eher gar nicht …

      Aber es stimmt, gerade so etwas bleibt in Erinnerung.

      Glück gehabt und ich habe schon auf Holz geklopft 😉

      Liebe Grüße
      Volker

  9. Liebes Tagebuch,
    ich habe mir gerade allen Ernstes ein Video angeschaut, in dem Wind in einer Läufer-Flatterbux gezeigt wird 😉 Da darf man aber nun auch nicht ernsthaft drüber nachdenken….

    Davon abgesehen – schöne Bilder ;)))

  10. Lieber Volker,

    Du machst Sachen… bei vorhergesagtem Gewitter einen längeren Lauf 😯 Glück muss man haben im Leben – zuerst die Punktlandung im Melkhus und dann Gela mit dem Landrover, das ist ja fast wie abgemacht 😉

    Wunderschöne Bilder! Es ist wirklich sehr flach bei Euch, da machen auch wenig Höhenmeter schnell etwas aus wenn man es nicht gewohnt ist…

    Liebe Grüße Anna

    • Liebe Anna,

      hier kommen Gewitter in der Regel nicht so plötzlich wie in den Bergen, so dass man sich notfalls schon noch irgendwo unterstellen kann. Das was da gestern über mich hereinbrach war schon recht untypisch.

      Wenig Höhenmeter? Hast Du wenig Höhenmeter gesagt? 👿 Das waren hammermäßige Höhenmeter!! :mrgreen:

      Liebe Grüße
      Volker

  11. Hallo Urlauber,
    Unwetter, Kuchen, 26 km, Flatterhose, Retterin mit Auto ….
    Spontan würde ich mal sagen, du hast Abenteuerurlaub gebucht, oder?
    Fehlt eigentlich nur noch der Sprung aus dem Hubschrauber und die spannungsladende Musik 😆
    Liebe Grüße
    Helge

    • Moin Helge,

      unter dem Gesichtspunkt Abenteuerurlaub habe ich das ganze noch gar nicht betrachtet 😀

      Trotzdem würde ich mir den Sprung aus dem Hubschrauber gerne sparen 😉

      Liebe Grüße
      Volker

    • Geniale Story vorallem weil dieser Landrover da stand. Sonst wäre es wohl weniger lusitg geworden. Aber so wird dieser Lauf immer ein besonderer bleiben 🙂

      LG Volker

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