Wer hat Angst vor bösen Wolf?

Neulich bei meinem ersten Lauf der diesjährigen Herbst-/Wintersaison, der zum Schluß in der Dunkelheit endete: Im letzten Restlicht des Tages lief ich die bewaldete Rampe der Huntebrücke hinunter als es im Unterholz laut und vernehmlich raschelte und knackte. Ein Karnickel war das bei der Geräuschkulisse nicht. Ich hoffte inständig, dass es ein Reh sein möge als sich das Geräusch ein- zweihundert Meter weiter für mehrere Sekunden wiederholte.

Mit dem Wissen, dass sich der Wolf in meinem Laufrevier befindet, lief es mir eiskalt den Rücken herunter und ich beschleunigte mein Tempo erheblich. Im Falle eines Falles wäre es zwar sicherlich müßig das Tempo zu erhöhen, aber rational zu denken fällt in so einem Moment halt schwer. Genauso wie die Wahrscheinlichkeitsberechnung miteinzubeziehen, dass – wenn es denn überhaupt ein Wolf war- dieser auch wirklich ein schmackhaftes Interesse an einem hat.

Macht man sich im Internet mal schlau zu dem Thema ist das Risiko verschwindend gering, dass der Wolf den Menschen attaktiert, so das Tier denn gesund und normal ist. Wer aber sagt mir, dass ein jeder Wolf gesund und normal ist? Und grundsätzlich halten sich auch alle abwiegelnden Experten ein Hintertürchen offen.

Wenn ich auf meiner Lieblingsrunde im herbst-winterlichen Dunkel unterwegs bin, lege ich eine Strecke von gut 6 km zurück, die für den Kraftverkehr gesperrt ist und auf der ich bei Dunkelheit in der Regel auch keiner Menschenseele begegne. Zu dieser Jahreszeit weiden dort auch keine Schafe mehr und in meiner Laufbewegung könnten mir Wölfe ja auch ein Fluchtverhalten unterstellen. Sprich, mag aus rationellen Überlegungen eine Wolfsattacke genauso begründet sein wie Flugangst (die habe ich übrigens auch), ich fühle mich mit dem Gedanken an dem Wolf im (Lauf-)Revier nicht wohl.

Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Ich! Darum werde ich für die in den kommenden Monaten unvermeidlichen Läufe bei Dunkelheit andere Strecken wählen.

Wie würdet Ihr mit Wissen um den Wolf in Eurem Laufgebiet umgehen? Oder ist das gar bei einigen von Euch schon der Fall? Wärt Ihr genauso so schissig wie ich oder könnte Ihr damit rational umgehen und dort unbeirrt weiterlaufen?

 

26 Kommentare zu “Wer hat Angst vor bösen Wolf?

  1. Lieber Volker,
    ich bin genauso schissig wie Du 🙈
    Mir ging es mal ähnlich, wobei ich habe kein Geräusch gehört, sondern nur ein paar Augen im Dunkeln leuchten gesehen 👀 Die gehörten damals zwar mit ziemlicher Sicherheit einen Fuchs, aber in dem Moment, alleine im Wald und mit dem Wissen, dass ein Wolf umherstreift – da fällt das rationelle Denken echt schwer.
    Im Dunkeln auf einsamen Wegen im Wolfgebiet unterwegs zu sein, das ist oft sehr interessant für die Phantasie. Auch wenn wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit einen Wolf überhaupt zu Gesicht zu bekommen ausgesprochen gering ist, alleine im Dunkeln kommt man auf jede Menge Gedanken. Genau! Wer sagt, dass der Wolf gesund und normal ist… vielleicht ist er gerade verletzt und hungrig…
    Ich verstehe Dich sehr gut und bin ganz bei Dir und wähle auch andere Strecken! 🤪
    Liebe Grüße Anna

    • Liebe Anna,

      dann stellt sich ja auch noch die Frage, ob bei uns ein Einzeltier unterwegs ist oder ob es sich um ein Rudel handelt. Das machts für meine Fantasie nicht einfacher 😉

      Ich kann es drehen und wenden wie ich will, wenn ich mich nicht wohl und sicher fühle, werde ich das Gebiet in der Dunkelheit meiden :!

      Liebe Grüße
      Volker:

  2. Lieber Volker,
    ich glaube hier bei uns gibt es noch keine Wölfe, keine Ahnung. Ich habe im Wald vor Tieren keine Angst, auch Laufen in der Wildniss in Kananda, wo überall die Schilder stehen, das es Bären, Wölfe und Pumas gibt, hat mir nix ausgemacht. Ich habe bei komischen Geräuchen nur Angst, das sich etwas menschliches dahinter verbergen könnte. Und davor habe ich tatsächlich große Angst.
    Allerdings bin ich im Dunkel sowieso der absolute Schiss-Hase und vermeide es daher komplett, im Dunkeln alleine zu laufen :lo:
    Pass gut auf dich auf. In Kanada auf den Warnschildern steht übrigens immer drauf, wie man sich zu verhalten hat, wenn gefährliche Tiere kommen. Außer beim Bären ist es immer ganz gut, wenn man laut wird und das Tier anschreit. Einfach zeigen, wer der Herr des Weges ist. Ich kann dir allerdings nicht sagen, ob ich das tatsächlich machen würde. Wahrscheinlich würde ich eher schreiend wegrennen 😆
    Aber ich bin mir sicher, der Wolf frisst keine lieben Deichläufer.
    Ganz sicher.
    Liebe Grüße
    Helge

    • Liebe Helge,

      gilt die Angstlosigkeit auch bei Dunkelheit? In Kanada würde ich bei einer entsprechenden „Auswahl“ an Raubtieren niemals im Dunkeln im Wald laufen.

      Schreien und Großmachen, wenn man nicht weglaufen kann, bleibt das notfalls wohl nur als einzige Alternative. Aber ich möchte es gar nicht darauf ankommen lassen. Auch wenn der Wolf vielleicht gar keine Deichläufer frisst 😆

      Liebe Grüße
      Volker

  3. Hi! Ich würde da auch erstmal nicht mehr laufen. 😱 Das wäre mir zu gefährlich. Mich hat mal im Winter auf meiner Hausrunde um den Utkiek ein großer Hund attackiert, da hatte ich richtig Angst bekommen. Zum Glück hat das Herrchen schnell den Hund unter Kontrolle bekommen und mir ist nichts passiert , aber leider war keine Einsicht vorhanden gewesen. Angeblich ist der Hund sonst ja ganz brav. 🤔 Viele Grüße, Susanne ☀️

    • Liebe Susanne,

      Hundeattacken sind auch schon ätzend, aber da kann man wenigstens hoffen, dass da noch irgendwo ein Herrchen um die Ecke kommt, seien die auch noch so unfähig. Beim Wolf kann man diese Hoffnung knicken 😦

      Wünschen wir uns immer attackenfreie Läufe.

      Liebe Grüße
      Volker

  4. Lieber Volker,
    ganz ehrlich? Keine Ahnung.
    Ich laufe ja häufig alleine im Dunkeln, hätte mir aber über Wölfe, Eisbären oder nichtvegetarische Dinosaurier noch keine Gedanken gemacht. Bis jetzt! Danke dafür! 😉
    Nee, im Ernst: ich gehe davon aus, dass mich Raubtiere schlicht und ergreifend für ungenießbar halten, wie ich es ja gerne bin, wenn ich aus meiner Laufmeditation gerissen werde. Letzthin habe ich in einem kurzen Waldstück im Dunkeln mehr Tiere gesehen (bzw. ihre leuchtenden Augen im Schein meiner Stirnlampe), als den ganzen Sommer zusammen! Das fand ich schon toll. 🙂 Aber ich finde grundsätzlich, dass man sich die Strecken immer so aussuchen soll, dass man sich wohl fühlt. Und wenn ich bei einer Stelle mal ein ungutes Gefühl hätte, würde ich sie danach auch meiden. 🙂

    • Liebe Doris,

      Deine Schlußaussage finde ich genau richtig, was nützt das ganze rationale Denken, wenn man sich nicht wohlfühlt oder sich sogar doch Angst einschleicht. Dann doch lieber andere Strecken wählen, so werde ich es erst einmal halten.

      Liebe Grüße
      Volker

  5. Lieber Volker,
    da ich kein Experte für Wölfe bin und grundsätzlich alle Ängste ignoriere, wenn es ums Laufen geht, bin ich der schlechteste Ratgeber in einem solchen Fall. Ich würde definitiv weiter dort laufen, denn so weit mit bekannt ist das Risiko als gesunder Erwachsener von einem Wolf, der nicht im Rudel jagt, angegriffen zu werden bei Null.
    Allerdings wäre doch diese Situation ein ausgesprochen guter Anreiz für ein Tempotraining? 🤣

    Salut und nicht mit dem Wolf tanzen 😉

    • Lieber Christian,

      ich weiß jetzt gar nicht, ob ich das gut oder schlecht finde, dass Du Ängste ignorieren kannst. Ängste sollen einen ja auch vor Schaden bewahren, solange sie sich auf einem normalen Level abspielen. Ob ich mit meiner Bangbüxigkeit vor dem Wolf diesen Level schon verlassen habe sei einmal dahingestellt. Allerdings habe ich auch keine Ahnung ob hier bei uns nur ein einzelner Wolf oder mehrere unterwegs sind.

      Und mit Tempotraining habe ich es ja eh nicht so, dass muß ich mir ja nicht auf diese Art und Weise geben 😛

      Moin Moin und ich werde es zu vermeiden versuchen 😉
      Volker

  6. Ich habe mal ein Wildschwein getroffen. Da rennste lieber mal so schnell du kannst, also auch du unter 4min/km 😉
    Und meist ist es ja doch irgendwas ganz harmloses das da raschelt. Ich würde mich da nicht beunruhigen lassen und weiter laufen wo ich will

    • Wildschweine gibt es bei mir im Laufrevier keine, was heute schon eine Seltenheit ist. Ob ein Wolf oder Wölfe da „besser“ sind?

      Ich beunruhige mich ja in erster Linie selber, das abzuschalten ist nicht ganz so einfach. Drum suche ich mir für die paar Dunkelwochen doch lieber Alternativstrecken.

      VGV

  7. Moin Volker,
    mulmig wäre mir sicher auch. Und wenn es ja keine Schafe mehr hat, hat der Wolf auch nicht so viel Auswahl an Beute, und nimmt, vielleicht, was da vorbeigelaufen kommt…
    Vielleicht mal im Tierfutterhandel nach Wolfsleckerli fragen, um Isegrimm ggf. ablenken zu können…?
    Liebe Grüße
    Elke

    • Liebe Elke,

      dass ist tatsächlich meine Gedanke, auf welche Idee kommt so ein Wolf, wenn gerade nichts anderes zu beißen in der Nähe, der Hunger aber groß ist?

      Wolfsleckerli? Ich würde alles tun, nur das Tier nicht auch noch locken 😯

      Liebe Grüße
      Volker

  8. Lieber Volker,
    ich bin da eher so wie Christian unterwegs und kenne kaum Ängste.
    Ich wurde aber schon kurz vor Mitternacht aus meinen Gedanken gerissen und war dann sehr schreckhaft! Früher war ich noch so verrückt und bin auch mal nach 22.00 Uhr raus. – Den Schreck hatte ein Wildschwein erzeugt, das dann so laut gegrunzfiept hat, wie ich geschrien hab! Aber das Tier hat viel schneller das Weite gesucht, als ich reagieren konnte und Wildschweine sollen ja eigentlich nicht ohne sein?! 😳
    Im Wolfsrevier hätte ich wohl trotzdem eher vor wilden Hunden Respekt, als vor (gesunden) Wölfen. Aber du sagst schon richtig, wer erzählt uns, ob die Tiere gesund sind!
    In USAmi-Land hat mich mal ne Rotte Hunde umzingelt, da wurde mir allerdings auch anders zumute. Wie die dann doch abgezogen sind, weiß ich nicht mehr?!?
    Also, so 2-3 angstmachende Situationen gab es da schon, haben meine Blauäugigkeit aber kaum beeinflusst!
    Bleibe du dir treu und lauf dort, wo du dich wohlfühlst! – Entscheidend ist, dass du Spaß hast!
    Es sei denn, du willst nochmal einen km unter 4 laufen, wie Markus es andeutet! 😛
    LG Manfred

    • Lieber Manfred,

      Wildschweine verteidigen ja nur ihresgleiche, was sicher nicht ohne ist, haben aber grundsätzlich kulinarisches Interesse 😉

      Ich denke, dass ich auch nicht unbedingt von Ängsten aufgefressen werde, aber beim Gedanken, dass es ein Wolf mal wirklich mit der Tatsache dem Menschen aus dem Wege zu gehen nicht so genau nimmt, jagt mir regelmäßig eine Gänsehaut über den Körper.

      Drum verzichte ich auf dem Tempokick und laufe im Dunkeln lieber woanders 😉

      LG Volker

  9. Wie schon in römischer Komödienschreiber wusste: „homo homini lupus“ – ist der Mensch des Menschen Wolf! Daher wäre mir zwar vermutlich in Wolfsgegend auch manchmal mulmig – bei Dunkelheit in dunklen und einsamen Ecken machen mich Menschen nervöser und mulmiger. Da kann ich sogar in meiner Umgebung mehrere Vorfälle der letzten Jahre konkret benennen, die nicht gut für Läuferinnen ausgingen. Real, konkret und sie werden häufiger bleiben als Wolfsangriffe … und trotzdem laufe ich weiter und auch alleine. Ausschließen lässt sich selten etwas aber die Wahrscheinlichkeit einer Wolfsattacke ist auch bei dir vermutlich niedriger als die einer verirrten Jägerkugel oder eines besoffenen Autofahrers, der jemanden überfährt. Vor solchen tatsächlich und real schon bestätigten Gefahren fürchtet sich merkwürdigerweise fast niemand.

    • Kein Widerspruch zu dem was Du schreibst, liebe Lizzy.

      Aber wie ich schon schrieb, Ängste sind rational kaum zu steuern. Das Risiko im Straßenverkehr zu verunglücken ist zigfach höher als das man mit dem Flugzeug verunglückt, trotzdem habe ich auch Flugangst. Und so wie ich das Fliegen meide, meide ich halt in der Dunkelheit die einsamen Strecken im Wolfsgebiet 🙂

      Liebe Grüße
      Volker

  10. Da ist ja richtig Action geboten bei deinen Läufen.

    Ich habe zum Glück weder Wölfe noch Wildschweine in meinem Revier.
    Bei unseren Läufen in Kanada und U.S. waren wir regelmäßig in Bären-/Wolfterritorium unterwegs und hatten eigentlich nur ein einziges Mal Bärenspray dabei; sonst nie.
    Ich würde mir da an deiner Stelle keine großen Gedanken machen. Die Tiere haben mehr Angst vor dir, als du vor ihnen…und selbst wenn er mal kommt, wirst du mit ihm bestimmt locker fertig. 😉

    Also nur nicht beirren lassen und das Training/Laufen einfach weiter durchziehen.

    Tierische Grüße aus den Bergen

    Steve

    • Du stehst doch auf Action, Steve. Was hältst Du also davon mich in den kommenden Wochen zu begleiten? Das „Locker fertig werden“ überlasse ich auch Dir, Du bist jünger! 😆 :mrgreen:

      Bei Euren Läufen in Kanada seid Ihr aber auch nicht im Dunkeln unterwegs gewesen, oder? Und sicher auch nicht allein 🙂

      VG aus der norddeutschen Tiefebene
      Volkier

      • Mein allerbestern Mann der Welt paddelt ja alle paar Jahr mal mit dem Kanu durch Kanadas echte Wildnis und übernachtet dann im dünnen Zelt irgendwo am Ufer weitab jeder Zivilisation. Dort gibt es alles mögliche an größerem Tiergefleuch, das man sich so vorstellen kann. Er hat keinerlei Waffen oder Sprays dabei und ich gestehe, dass ich mich ab und zu um ihn sorge.

        Real hat er in den zusammengezählt doch einigen Monaten auf Tour ab und zu ein paar Schakale gesehen. Wölfe, die es dort zweifellos gibt, NIE. Letztes Mal wurde er einmal morgens von einem um sein Zelt schüffelnden Jung-Schwarzbären geweckt, der sich aber mit Karacho in den Wald verzupfte, als er innen eine menschliche Stimme vernahm.

        Es kann natürlich sein, dass Wölfe in dicht besiedelten Gegenden völlig anders ticken als dort, wo Menschen ihnen unheimlich und fremd sind. Aber vom Naturell her glaube ich schon, dass sie die Menschen meiden. Natürlich muss man auch sehen, dass aus dem Wolf nie der Hund rausentwickelt hätte werden können, wenn es nicht immer wieder deutliche Ausnahmen von dieser Regel gegeben hätte. Und wieviele „Pannen“ zwischen den Beteiligten es auf dem Weg vom Wolf zum Hund gab, das werden wir nicht mehr rausfinden ;-D

      • Liebe Lizzy,

        Deine Sorge kann ich voll und ganz nachvollziehen. Für mich wäre das nichts, wenn ich doch schon beschriebene Probleme mit dem Wolf (und nur dem Wolf) im heimischen Revier habe. Ich würde da des nächstens kein Auge zubekommen.

        Wie gesagt, ich wiederhole mich da, mein Muffensausen ist sicher nicht rational begründet, aber es ist nun mal wie es ist und ich habe ja Alternativen 🙂

        Liebe Grüße
        Volker

      • OK, 1:0 für dich! 😉 Alleine und im Dunkeln in Kanada ist dann doch schon ne andere Nummer.
        Da musst du halt einfach mit dem Wolf tanzen. 😉

  11. Lieber Volker,
    bei mir gibt es ja keine Wölfe sondern nur recht harmlose Koyoten und vielleicht auch mal Pumas. Aber wenn ich im Dunkeln unterwegs bin frage ich mich schon wie gesund und lebensfähig ich so aussehe. Manchmal auf langen Läufen in der Nacht kriecht frau ja mehr recht als schlecht. Wer weiss ob die mich dann als Beute sehen. Aber so lang du noch locker flockig das Tempo anziehen kannst, ist sicher alles in Ordnung!
    Herzlichen Gruß!

    • Liebe Roni,

      ich habe gerade die Tage noch an Dich gedacht, dass man lange nichts mehr von Dir gesehen hat 🙂

      Ich weiß ja nicht, ob ein Wolf im Dunkeln sooo gut sehen kann, dass er zwischen Kriechen und Locker flockig unterscheiden kann 🙄

      Liebe Grüße
      Volker

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