Schlechtes Omen mit Happy End

Einen kleinen Bericht zu meiner Teilnahme am 2. Huder Frühlingslauf wollte ich hier noch von mir geben. Er ist ja immerhin schon wieder fünf Tage her.

Dieser Lauf war das Finale von sehr stressigen Wochen bei mir. Auch wenn das meiste in dieser Zeit positiver Natur war, frage ich mich, wo meine Belastbarkeit geblieben ist. (Zu)Viel um die Ohren bringt mich erstaunlich schnell an meine Grenzen und der Kopf macht zu. So war ich eigentlich schon relativ ausgelaugt, als Jens und ich uns auf den Weg nach Hude machten. Als ich bei der Abholung meiner Startnummer diese gelesen hatte, war ich über diese nicht sonderlich amused. Glich sie doch exakt der Telefonnummer einer Institution, von der ich am liebsten nichts sehe und höre. Ein zusätzliches schlechtes Omen für den Lauf.

Das Starterfeld für den 12er war verhältnismäßig klein. Exakt 100 Personen waren gemeldet, was ein hohes Tempo befürchten ließ und auch der Wahrheit entsprach. Sogar der Läufer mit Babyanhänger sollte schneller sein als ich. Meine Motivation schlug förmlich Purzelbäume 🙂

Nun denn, der Startschuß bzw. -trötter fiel und es ging los. Mit dem bösen Omen vorm Bauch hechelte los. Ich war zu Anfang total kurzatmig und nahm sofort den Kampf mit meinem Kopf auf. Auf den ersten Kilometern überkam mich das drängende Verlangen den Lauf abzubrechen. Die berühmten Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern rangen um die Deutungshoheit. Während das Teufchen mir die süße Versuchung des Aufhörens ins Ohr säuselte, kam das Engelchen mit einem rüden „A….lecken und weiterlaufen“ um die Ecke. Mit deren Hin- und Her war ich eine Zeitlang beschäftigt. Langsam stellte sich ein Tempo ein und die Atmung beruhigte sich. Die ersten vier Kilometer zeigten alle eine 5 vor dem Doppelpunkt und irgendwann dachte ich mir wohl, dass es auf die letzten Kilometer auch noch mehr ankommt. Das Fotografieren habe ich dabei total vergessen, dabei war die Strecke wirklich schön und abwechselungsreich mit viel Schatten. Das Wetter war sonnig und angenehm warm, aber nicht zu warm.

Bei KM 6 gab es Wasser zu trinken, was ich mir trotz der relativen Kürze der Strecke, gönnte. Da ich mich ganz am Ende des kleinen Starterfelds aufgestellt hatte, konnte ich einige Überholvorgänge vornehmen und wurde nur zweimal überholt. Immer mal wieder mogelten sich 6er-Kilometerergebnisse dazwischen, aber ich war immerhin in der Lage mitzuzählen und zu erkennen, dass es mehr 5er als 6er waren. Der Lauf war gut organisiert und bis auf das viel zu früh aufgestellte „nur 1000 m“-Schild, da waren es noch ca. 1,5 km, gab es nix zu meckern.

Ich trabte verhältnismäßig entspannt ins Ziel und meine einzige stille Hoffnung, eine 5er Pace als Gesamtergebnis zu erreichen, hat sich mit einer 5:47 erfüllt. Trotzdem landete ich „nur“ auf dem 75. Platz bei 87 Finishern, bei den Männern auf Platz 60 von 68, was mir völlig wumpe war. Schließlich war es nur als ein Mitlaufen geplant. Im Ziel wäre mir einen kurzen Moment fast der Magen hochgekommen, zum Glück hat er sich schnell wieder beruhigt. Etwas später erkannte ich, dass dafür und wohl auch für die anfänglichen Atemprobleme Luft im Bauch verantwortlich war.

Jens hat mit seinem Telefon ein kleines Video kurz vor meinem Zieleinlauf gedreht, was ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte 🙂 Die Kommentare sind von einem Kollegen von Jens und ihm selber 🙂

Da Jens auf dem mit dem Lauf verbundenen verkaufsoffenen Sonntag noch gearbeitet hat, zog ich mich im weiteren Verlauf des Nachmittags in sein Auto zurück und habe das getan, was ich zur Zeit am liebsten tue, schlafen 😉

Wieder zurück in Oldenburg haben wir noch lecker was gegessen und ich konnte resümieren, dass der Lauf eigentlich doch ein ganz guter war. Bei aller Kopfarbeit habe ich nämlich gar nicht mitbekommen, dass der Körper seine Arbeit ohne Murren gemacht hat und auch die malade Ferse während und danach keinen Muckser von sich gegeben hat.

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20 Kommentare zu “Schlechtes Omen mit Happy End

  1. Bravo! Super gemacht, lieber Volker!
    Bei der intensiven Anstrengung darfst du dann auch ruhig im Auto ein bisschen „chröösen“.

    Läufer mit Babyanhänger sind die schlimmsten. In Zürich gab es einen, den alle gefürchtet haben. Der Typ hat an Wettkämpfen auf Waldwegen (!) bergauf (!) alle überholt, wie wenn es ein Spaziergang im Park wäre.

    Was mich am meisten freut: dass deine Ferse durchgehalten hat! Yay, Volker is back!

    • „Chröösen“ was für ein schöner Ausdruck, liebe Catrina 🙂

      Es war auch noch ein Läufer mit normalen Babyjogger dabei, auch der war sehr schnell. Das hohe Tempo liegt wohl daran, dass die Läufer im Ziel sein müssen bevor der Nachwuchs Hunger hat oder die Hosen voll 😆

      Die Ferse hat gehalten, ich bin sehr froh darüber!

      Liebe Grüße aus dem etwas unterkühlten Oldenburg
      Volker

  2. Lieber Volker,
    herzlichen Glückwunsch zu diesem Lauf und dann drück doch mal das Engelchen von mir, weil es die bessere Überzeugungsarbeit geleistet hat 🙂
    Einen 12er in diesem Tempo laufen muss man auch erstmal können. Ich finde das einfach Hammer. Und kein Fersenleid! Das ist großartig. Der Deichläufer läuft wieder! Und das auch noch schnell. 🙂
    Ich denke im Anschluss ein Nickerchen im Auto hast du dir aber sowas von verdient.
    Fühl dich gedrückt.
    Liebe Grüße
    Helge

    • Das Engelchen hatte aber auch Schweißperlen auf der Stirn, liebe Helge 😀

      Schnell ist immer relativ, wie meine Platzierung zeigt, aber für mich war es überraschend schnell und ich bin sehr zufrieden.

      Was das Nickerchen angeht, da waren sich Engelchen und Teufelchen einig, da konnte ich gar nichts anderes machen 😆

      Danke für den Drücker und liebe Grüße
      Volker

  3. Lieber Volker,
    also es tut mir echt leid, aber als ich das von deiner Startnummer gelesen habe, musste ich doch lachen. Was ist das Universum nicht hinterfotzig, dir unter allen möglichen, gerade diese Startnummer zuzuschanzen?! Aber du (bzw. dein Engelchen) hast diese Herausforderung angenommen und in einen super Lauf umgesetzt. 😀 Gratuliiieeere!!!
    Hey, 12 km in so einer Pace – das ist ja super – und die Ferse spielt mit. Wenn das keinen Schönheitsschlaf wert ist, weiß ich auch nicht mehr. 😉

    • So so, Du lachst über das hinterfotzige Universum, liebe Doris, und ich mußte drunter leiden. Aber Engelchen und ich habe dem Universum ja gezeigt, wer da Herr im Ring war 😛

      Die Pace hat mich überrascht, je kleiner die Schritte, je höher das Tempo, klappte ganz gut. Die dadurch höhere Anzahl der Schritte machte aber den Schlaf auch zwingend notwendig. Ob er der Schönheit dienlich war, sei einmal dahingestellt 😆

      Liebe Grüße
      Volker

  4. Moin Volker,
    also, der Lauf war allein deshalb schon ein Guter, weil du ihn mitgemacht und durchgezogen hast! Alles was ich da lese ist durchaus positiv, egal wer schneller war, darum gings ja auch überhaupt nicht. Ich finde es ausgeprochen toll dass du dich überhaupt wieder an einen Volkslauf ran gemacht hast. Und siehe da, die üblichen Zipperlein haben nicht rumgemuckt. Darauf kann man aufbauen, klasse! Nickerchen im Auto geht dann auch klar, würde ich nicht anders machen 😉

    • Moin Oliver,

      Deine positive Sichtweise können einem Depressiven ganz schön zu schaffen machen 🙂 Aber im Nachklang sehe ich es genauso und ich bin sogar etwas stolz auf mich, dass ich es doch so gut hinbekommen habe. Es besteht also noch Hoffnung für das Aufbauen.

      Danke Dir und liebe Grüße
      Volker

  5. Wo gibt‘s denn noch so kurze Telefonnummern?

    Lieber Volker,

    dir zu diesem Lauf gratulieren, ist mir eine Ehre, eine Freude und ein Bedürfnis. Das Aufraffen, Durchziehen und – ja! – auch diese nach den vielen Problemen und ohne Geschwindigkeitstraining super Zeit ist mindestens eine Ehrenmedaille wert.

    Also erschwerte Bedingungen samt dauerplappernder Mitläufer auf den Schultern. Lassen die sich nicht vorher in irgendeiner Engel-Teufel-Betreuung abgeben?

    Und die Hauptsache ist doch ohnehin, dass die Strecke schön und Wetter und Stimmung gut waren und hinterher nix weh tat. Behaupte ich jetzt mal so.

    • Bei Behörden und wichtigen Institutionen wie Krankenhäusern usw. haben wir soetwas noch.

      Liebe Lizzy,

      ich danke Dir für Deine ehrenhafte Gratulation und freue mich sehr darüber. Ja, die Bedingungen war nicht einfach und ich bin schon etwas stolz, dass ich mich nicht habe unterkriegen lassen. Was die beiden Plappermäuler angeht, wäre ich schon froh gewesen, wenn sie wirklich auf den Schultern gesessen hätten und sich das nicht alles mitten in meinem Kopf abgespielt hätte 🙂

      Bei Deiner Behauptung gibt es nichts zu widersprechen 🙂

      Liebe Grüße
      Volker

  6. Lieber Volker,
    von mir auch an dieser Stelle nochmals Glückwünsche!
    Genau, Platzierung ist wumpe, deine Zeit ist gut, das Come-back war erfolgreich! Solche 12er sind immer eine doofe Hetzerei. Das kenne ich auch, dass der Körper da erstmal meckert, aber dann hat es sich doch eingegroovt bei dir und ich hoffe, da ist jetzt eine schöne Portion Positivismus zusammen gekommen! Wenn du Lust auf eitere Läufe hast, kannst du das entspannt angehen, ohne Druck, einfach aus Spaß an der Freude!
    Liebe Grüße
    Elke

    • Danke Dir, liebe Elke!

      So ein 12er ist zwar schon eine Hetzerei, aber auf der anderen Seite auch einigermaßen schnell vorbei. Das hat schon ganz gut gepaßt, zumal ich der Ferse mehr Kilometer auch nach wie vor nicht zumuten möchte.

      Ich war ja noch nie so fleißiger Laufteilnehmer wie Du es bist und werde es wohl auch nie werden. Da muss mir wohl erst wieder ein passender Lauf vor die Füße fallen und bis dahin wird weiter aufgebaut 🙂

      Liebe Grüße
      Volker

  7. Lieber Volker,

    wie schön, du hast hier mehrere Hindernisse aus dem Weg geräumt und die Herausforderungen hervorragend gemeistert!!! Die Kopfarbeit war allemal fordernder als die körperliche, oder sieht man das nicht an den geringen ‚Nachwehen‘ nach dem Lauf … und toll, dass deine Ferse gehalten hat!!! – … und danach ein Schläfchen in Ehren, kann niemand verwehren! 😆

    Ich finde das Tempo wirklich gut und noch besser, dass du dich wieder rangetraut hast. Jetzt weißt du, dass es geht und kannst dich wieder und öfters ranwagen! Super auch, dass du das hinterfotzige Teufel-Engelgelabere irgendwann ausblenden konntest! Vielleicht findest du für das nächste Mal wirklich eine Betreuungsstelle für solche Motzis, 😛 oder gib den Teufel ab und nimm den Engel als Motivationshilfe mit! 😆

    Die Telefonnummer ist aber nur eine verdeckte Rechenaufgabe! 😉

    Liebe Grüße Manfred

    • Lieber Manfred,

      die Hauptarbeit lag wirklich beim Kopf. Vielleicht hatte das auch etwas Gutes, weil ich so der Ferse ist gar keine überhöhte Aufmerksamkeit schenken konnte.

      Ob ich mich wieder öfters ranwagen werden bleibt abzuwarten. Ich habe ja eh nie an so wahnsinnig viel Läufen teilgenommen. Erstmal wird in Ruhe weiter aufgebaut.

      Was Engelchen und Teufelchen angeht, bin ich froh, dass das Engelchen überhaupt dabei war. Trotzdem wäre es mir lieber, dass sie einem eventuellen nächsten Lauf höchstens als Zuschauer an der Strecke dabei wären 🙂

      Was gibt es denn an der Telefonnummer zu rechnen? *grübel*

      Liebe Grüße
      Volker

      • Sorry, lieber Volker,

        präziser wäre gewesen von einer Gleichung zu sprechen: 2 + 3 = 5

        Alles Gute dir und baue in Ruhe auf!
        Liebe Grüße Manfred

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