Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch gerne mal feier. Nach Möglichkeit reichen mir aber Feiern, wo die Anzahl der Menschen noch an einen Esstisch paßt. Wenn aber wie gestern bei einer Party exorbitant laute Musik, fürchterliches Gedränge und entsetzliche Wärme zusammen kommen, dann ist bei mir schnell der Ofen aus. Gespräche sind mir im Krach zu anstrengend und ständiges Geschiebe löst bei mir Fluchtreflexe aus. Da versuche ich mich in Träume zu flüchten, wo ich möglichst ganz allein meiner Laufwege ziehe.
Deshalb habe ich heute meine Träume auch gleich in die Wirklichkeit umgesetzt. Wenn auch die Bedingungen sicher etwas suboptimal waren. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt zum Kaffeetrinken zu Schwiegermuttern zu laufen. Komme es was da wolle. Und es kam Sommer ❗ 27 bis 28° begleiteten mich auf dem Weg nach Berne. Es war mir egal weil es ein Sommertag war, wie er im Buche stand. Trockene Wärme und ein frischer Wind, der mich allerdings die meistens Zeit nur unmerklich von hinten schob. Das Ganze begleitet von den wunderbaren Gerüchen des Sommers, nach Heu, nach Kiefern, nach Wald, nach Sommer eben.
So zog ich meiner Wege, wie ich es mir am Abend vorher gewünscht hatte. Von regen Fahrradausflugsverkehr abgesehen hatte ich meine Ruhe. Ich begegnete nur dem Deichschäfer, der mich lichthupend aus seinem Auto heraus grüßte und wies einer Fahrradfahrerin mit ihrem Sohn den Weg nach Moorriem.
Die Wege waren vielfältig. Erstaunlich was da auf so einem Lauf immer alles zusammen kommt. Schmale, verkehrsarme Straßen, Radwege, Wirtsschaftswege, Sandwege, Trampelpfade. Asphalt, Schotter, Beton, Sand, Moorboden, Pflastersteine. Lange Geraden, verschlungende Pfade, schattenreich oder offen unter dem Sommersonnenhimmel. Zu guter Letzt ließ sich auch ein Stück Radweg an der Bundesstraße 212 nicht ganz vermeiden.
Unterwegs erwartete mich viel norddeutsche Landschaft, flach, weit, hoher Himmel. Ruhig und erholsam, schön!
Meine Groupies waren mir heute nicht so wohlgesonnen, ihnen war es wohl zu warm. Sie nahmen gleich eine aggressive Haltung ein. Die hellhäutige Verwandschaft etwas später war da doch um einiges gelassener 🙂 Ansonsten lief es sich trotz der Wärme wunderbar, die Beine und die Stimmung blieben bis zum Schluß locker. Nach 22 km war ich am Ziel, tropfnaß geschwitzt aber rundum zufrieden.
Gebt mir einfach Landschaft, gebt mir Laufschuhe, gebt mir meine Ruhe und die Welt ist in Ordnung 😀