Mitternachtsspitzen

In diesem Jahr bin ich läuferisch verhältnismäßig viel in unseren europäischen Nachbarländern unterwegs gewesen. In den Niederlanden, in Dänemark und in Österreich bin ich dieses Jahr schon gelaufen und nun kam – quasi als krönender Abschluß – nach Bayern hinzu :mrgreen: Und das sogar gleich in der Hauptstadt ❗ Dort hat sich nämlich ein Grüppchen Unerschrockener gefunden, dem Marathonvölkchen auf unnachahmliche Weise zu neuen Bestzeiten zu verhelfen. Dazu bedurfte es keiner unwirtlichen Trainingsqual, sondern es reichte dem Ruf der Unerschrockenen zu folgen und sich zu nächtlicher Stunde in den Münchener Ostpark zu begeben um dort Punkt 0:00 Uhr des 26.Oktober.2014 die Beine für die berühmten 42,195 km in die Hand zu nehmen. Wer das tat, wurde um 03:00 Uhr mit dem Phänomen konfrontiert, dass die Uhren sich um eine Stunde zurückdrehten und so hatten die wackeren Gesellen zum Ende der Königsdistanz wie von selbst einen neuen Rekord in der Tasche.

Meinereiner hätte auf diese Weise auch gerne seinen schon mehrere Jahre alten Marathonbestwert pulverisiert, allein es mangelte an der nötigen Fitness diese Distanz zu bewältigen. Als ich mich aus diesem Grunde schon mit Bedauern von der Veranstaltung abwenden wollte, lockte einer der Unerschrockenen mit der Möglichkeit auch auf der Halbmarathonstrecke zu starten. Da mich mit jenem Unerschrockenen eine Freundschaft verbindet, konnte ich diesem Angebot nicht widerstehen und begab mich auf die weite Reise nach dem fernen München. Wohlwissend, dass ich als Halbmarathoni nicht in den Genuss kommen würde in jenen Zeittunnel einzutauchen. Da die Halbmarathonis ebenfalls um 0:00 Uhr auf die Strecke gingen, war selbst ich zu schnell und somit vor der magischen Drei-Uhr-zu-Zwei-Uhr-Zeitverschiebung im Ziel.

Um Mitternacht zu einem Halbmarathon zu starten war für mich auch ohne Zeitverschiebungsphänomen eine neue Erfahrung und ich weiß nicht, ob es der eigentlich nicht vorhandenen Müdigkeit geschuldet war oder ab man im Dunkeln zum Halluzinieren neigt, wenigstens bin ich mir nicht sicher, ob die (beleuchteten) Weihnachtsmänner, Sträflinge, Schotten und Teddybären, die ich gesehen habe, wirklich real vorhanden waren. Das ich sie allerdings fotografisch festhalten konnte, gibt mir etwas Zuversicht, dass mit meinem Geisteszustand doch noch halbwegs alles in Ordnung ist.

Wie bereits erwähnt, setzte sich um Mitternacht ein skurilles, ungefähr 100 köpfiges Läufervölkchen auf einen 2 km-Rundkurs durch besagten Ostpark in Bewegung.

26.10.14 04

Der Wettergott zeigte sich gnädig und hatte den Regen rechzeitig vorher abgestellt. Allerdings war die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt und mit unter 10° war es feucht klamm und so war für mich persönlich am bestens bestückten Verpflegungsstand warmes ISO mein Favorit.

26.10.14 01

Meinen dritten Halbmarathon innerhalb von drei Wochen ging ich wieder ohne zeitliche Ambitionen an. Neben der ungewohnten Uhrzeit sammelten sich auf den 11 Runden schließlich auch einige Höhenmeter an. Die waren sicher nicht mit einem Sturm auf die Zugspitze vergleichbar, hatten es aber in ihrer steten Widerkehr trotzdem in sich. Aus diesem Grunde war ich mit meiner Zeit von netto knapp 2 Std und 03 Min. sehr zufrieden. Wenn auch der schnellste Marathonläufer durch das Zeittunnelphänomen, nur ca. 14 min länger gebraucht hat als ich 😀

Nach dem Lauf schlug dann aber alsbald die Müdigkeit zu und die klamme Kälte kroch in mich hinein und ich war froh, dass ich mit meiner Gastgeberin die super organisierte Laufveranstaltung verlassen und wenig später ins Bett fallen konnte. Meinen mitorganisierenden Gastgeber habe ich da schon bedauert, bis zum Ende ausharren und danach noch abbauen zu müssen.

Umso beeindruckter war ich, dass er über den folgenden Tag noch die Fitness aufgebracht hat mit seiner Frau und mir bei bestem Wetter den englischen Garten zu besuchen …

26.10.14 07

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… um im Biergarten noch die nötige Stärkung zu sich zunehmen …

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… um mir danach noch seine Hauslaufstrecke durch den Olympiapark zu zeigen.

Bei einbrechender Dunkelheit wuselten wir so noch durch den Olympiapark, liefen am Olympiastadion und den BMW-Welten vorbei um den Olympiaberg zu entern. Der Olympiaberg hatte es für meine Verhältnisse echt in sich und auf den allerletzten und steilsten 50 m ging mir dann auch der Saft aus 🙂

Der Blick von dort oben über das beleuchtete München war allerdings grandios.

26.10.14 08

26.10.14 09

Auf diesem Ritt kamen nochmal gute 9 km zusammen, auf denen wir sogar schneller waren als ich des nächstens beim Halbmarathon. So kam ich auf diese Weise in den Genuss an diesem einen Tag 30 km zu laufen 🙂

Das war ein tolles Wochenende, eine Superlaufnacht und ein Superlaufabend. Der Bestzeitmarathon ist ein abgefahrenes, gut organisiertes Laufevent mit teilweise sehr speziellen Teilnehmern 😀 Es hat wahnsinnig Spaß gemacht ❗

Besonders bedanken möchte ich mich bei Angela und Heimo für die herzliche Gastfreundschaft.