Es gibt Zeiten, da möchte man sich selber gerne mal von außen betrachten. Das würde bei mir aber wohl zu einem gelinden Kopfschütteln über mich selber führen. Ich bin in manchen Dingen so herrlich konsequent inkonsequent. Ein Paradebeispiel dieser Inkonsequenz stellt meine Einstellung zum Thema Rennradeln dar. So lautete meine Meinung zu diesem Thema immer, dass es im küstennahen Flachland viel zu windig zum Rennradfahren ist. Und Wind ist beim Fahrradfahren nun mal anstrengend, zermürbend und demotivierend, sprich ätzend. Was beim Laufen noch gerade auszuhalten ist, ist beim Biken ein absolutes No go. Allerdings habe ich zwischendurch immer mal gerne Radtouren gemacht und dabei war es meistens irgendwie auszuhalten, mit dem Wind.
Damit wankte irgendwann meine ablehnende Haltung. Zumal das Biken auch eine schöne Ergänzung bzw. bei Verletzungen auch ein guter Ersatz zum/fürs Laufen ist. Aber es blieben noch die Gegenargumente „Teuer“ und „wir haben keinen Platz“ für noch ein Fahrrad. Diese Gegenargumente hielten sich hartnäckig. Gegenargument eins bröckelte in den letzten Monaten beim Blick auf den Kontostand und Gegenargument zwei hatte mit „Wo ein Wille ist, da ist auch Platz“ ein Gegenargument gegen sich selber gefunden.
Somit war der gedankliche Weg geebnet. Allerdings hatte diese Wegebnung so lange gedauert, dass ich die Anschaffung eines Rennrades gegen Ende August und somit quasi zum Ende der Saison für nicht mehr lohnend erachtete. Eine überraschende Entwicklung in der Urlaubsplanung, unterstützt durch eine hinterhältige Bloggerin
, die sich auch eben mal so ein Rennrad gekauft hat, und ein intensiver Chat mit einer Triathletin, brachten auch diese Bastion zum Einsturz.
Und nun steht es da, das Ergebnis meines gedanklichen Kreuzfeuers:
etwas konservativ in der Farbgebung, dafür zeitlos
Da der Norden heute in Bezug auf Sonnenschein sehr begünstigt war, bot es sich an, das gute Stück gleich drei Stunden nach Eigentumserwerb zu einem ersten Ritt auszuführen. Dabei hatte ich gleich auf den ersten schlappen 30 km Gegenwind. Er kam zwar sehr kontinuierlich daher, aber nicht unbedingt in Sturmstärke und so konnte ich trotzdem ein recht gutes Tempo fahren. Eine konkrete Strecke hatte ich mir nicht ausgesucht, aber es sind Straßen wie diese …

… die ich in der Umgebung zu Hauf habe, ruhige Nebenstraßen mit wenig Autoverkehr, die ich künftig fürs Rennradeln nutzen möchte. Die ca. zwei Kilometer die ich an der extrem stark befahrenen B 212 auf dem Radweg entlang gefahren bin, vergesse ich mal. Mit etwas Planung lassen sich solche Horrorstraßen umgehen. Letztendlich landete ich im maritimen Elsfleth. Ein schnuckeliges Städtchen kurz vor der Einmündung der Hunte in die Weser.
Im Hintergund ein großes Seeschiff auf der Weser Richtung Bremen



Von Elsfleth aus schlug ich so langsam die Richtung wieder gen Oldenburg ein. Ab jetzt hatte ich weitestgehend Rückenwind, allerdings bremsten mich häufiger Wurzelaufbrüche im Asphalt aus. Ansonsten ist Rückenwind auf dem Rennrad als wennsde fliechst 😎
Die letzten Kilometer führten mich durch mein vertrautes Laufrevier und schlußendlich war ich nach 54 km in knapp zweieinviertel Stunden reiner Fahrzeit wieder zuhause.

Allererstes Fazit: Rennradeln macht Spaß, man ist schnell und vergrößert im Vergleich zum Laufen unglaublich seines Radius. Gegenwind bleibt Gegenwind, allerdings bietet man ihm auf dem Rennrad weniger Angriffsfläche und das geringe Gewicht und die schmalen Reifen machen einem den „Kampf“ gegen den Wind leichter. Das Rennradeln wird für mich eine gute Ergänzung zum Laufen sein. Die Oberhand wird es dabei aber nicht gewinnen, dessen bin ich mir sicher. Bei sommerlicher Hitze wird es mir schon die eine oder andere Laufeinheit ersetzen und um die Gräten zu schonen kann ich auch noch ein Tour machen, wenn das Laufen zuviel zu werden droht.
Auf der heutigen Tour habe ich mich schon gut an die speziellen Eigenschaften eines Rennrades gewöhnen können. Die Schaltung ist in ihrer Bedienung eingängig, allerdings muß man aufpassen, dass man das leichte Gefährt im Notfall nicht überbremst. Für den Anfang sind noch normale Pedale angebracht. Auf Klickpedale mit entsprechenden Schuhen werde ich umsteigen, sobald die Eingewöhnung abgeschlossen ist und ich mit dem neuen Pferdchen ausreichend vertraut bin. Das ist der Rat des kleinen aber feinen Händlers, wo ich das gute Stück erworben habe, und ich finde diesen auch nicht schlecht. Für die erste Zeit wird mir auch mein Garmin Forerunner gute Dienste leisten, indem ich ihn auf Fahrradfahren umstelle. Ein Radcomputer ist definitiv in diesem Jahr nicht mehr geplant, da bleibe ich konsequent! 😀