Wie blöd muß man sein?

Vor kurzem schrieb ich über die musikalische Sehne im Bereich des Spanns von meinem linken Fuß. Zum Musizieren angeregt hatte ich sie durch die zu feste Schnürung der FiveFingers. Christian kommentierte daraufhin, dass ihm das völlig unverständlich sei, da er die Schnürung bei den FiveFingers immer nur gerade so fest zieht, dass er nicht rausschlüpft. Da dachte ich mir heute mal, was der Christian kann, kann ich zumindestens mal versuchen. Nach den letzten Läufen in Sandalen oder barfuß nahm ich deshalb die V-Runs zur Hand bzw. besser gesagt zu Fuß und tüdelte die Schnürung so lose wie es eben ging und nach dem Anziehen gerade so wieder an, dass die V-Runs noch am Fuß sitzen blieben und trabte los.

Zugegeben, ungewohnt war das Spiel an der Ferse, das ich eigentlich so gar nicht mag, zu Anfang schon. Aber nach sehr kurzer Zeit hatte ich mich dran gewöhnt und die FiveFingers saßen trotzdem stabil und ungewohnt unauffällig an den Füßen. 12 km  lief ich ohne Probleme und zog danach die V-Runs von den Füßen ohne das es auf dem Spann rumort hat. Und die Laschen hatten auch keine Abdrücke auf den Fußrücken hinterlassen! 😯 Wie blöd bin ich also vorher gewesen, die Schnürung so fest zu prügeln, dass ich mir damit Sehnenprobleme eingehandelt habe? 😦

Nun ja, zu meiner Entschuldigung kann ich sicher vorbringen, dass meine früheren Laufschuhpanzer, sprich die klassischen Laufschuhe, schon besagter fester Schnürung bedurften, hatte doch das Spiel an den Fersen allein schon aufgrund des Volumens und des Gewichts dieser Schuhe eine ganz andere Dimension. Wie soll ich denn auch wissen, dass sich die hyperleichten Fivefingers da ganz anders benehmen? :-/

Watt soll`s. Ich kann halt alt werden wie ne Kuh, ich lern immer noch dazu, und besser spät als gar nicht. So erfinde ich die Fivefingers quasi noch einmal etwas neu für mich und entdecke eine nochmals gesteigerte Leichtigkeit der Leichtigkeit dieser Treter.

So konnte ich die Runde an Hunte und Küstenkanal südlich von Oldenburg richtig genießen. Lediglich die entgegen der Wettervorhersage herausgekommene Sonne sorgte dafür, dass die gewählte Laufgarderobe etwas too much war. Aber hey, was bedeutet das schon gegen die neu gewonnene Erkenntnis bezüglich der Schnürung der FiveFingers? 😀

Am Tag als der Regen kam

11.08.18 12

Zugeben, der erste Regen kam nicht zu meinem gestrigen Lauf, sondern schon am Donnerstag. Aber gestern war der erste Lauf nach vielen vielen Monaten, zu dem es endlich mal wieder geregnet hatte 😀

Der Regen vom Donnerstag ging einher mit einem kurzen Gewittersturm, der hier im Norden mal wieder zahlreiche Bäume umwarf, wie ich schon nach gut zwei Kilometern live erleben durfte. Obwohl der Wetterbericht harmlos war, sah der Himmel gestern doch immer wieder recht bedrohlich aus. Trotzdem vertraute ich darauf, was auf dem Fußweg der Huntebrücke geschrieben stand.

Mein Vertrauen wurde auch nicht enttäuscht und am Tweelbäker See verpuffte ein sich über Oldenburg näherndes Gewitter mit ein paar Blitzen und Donner ohne mir dabei zu sehr auf die Pelle zu rücken.

In Wüsting dann aber kam endlich, der Regen, ging nieder auf die glühenden Felder und die durstigen Wälder und auf den dankbaren Deichläufer! 😀 Leider blieb es bei einem ersten Schauer, der kurze Zeit später auf dem warmen Asphalt schon wieder verdampfte.

Allerdings blieb er nicht alleine und die dunklen Wolken sorgten die meiste Zeit dafür, dass mir die stechende Sonne nicht die Haut verbruzelte.

Die Kilometer schnurrten weitestgehend sehr kurzweilig dahin. Dabei war ich bemüht mein ruhiges Tempo zu halten und nicht ins Uferlose abstürzen zu lassen und nicht nur den Schuhen zur Liebe darauf zu achten, dass ich nicht so schlurfe 🙂

Apropos Schuhe, es war mein bis dato längster Lauf barfuß in V-Runs. Wie das alte Paar scheuern allerdings auch die Neuen zu Anfang in der Ferse.

11.08.18 18

Die schon nach drei Kilometern angebrachte Verpflasterung hielt aber über den Rest des Laufes und trotz über viele Kilometer nasser Füße gab es keine weiteren Probleme. So beendete ich den  Lauf nach insgesamt 35 km im 6:30iger Schnitt zwar etwas müde, aber ansonsten reibungslos.

Übrigens lagen die Temperaturen während des gesamten Laufs unter 20°, während des Regens so deutlich darunter, so dass ich den Lauf sogar um 12:00 Uhr in der „Mittagshitze“ starten konnte, genial! 😆

Licht am Ende des Schuhs

Meine Umstellung auf minimales Laufschuhwerk ist inzwischen soweit fortgeschritten, dass ich mein erstes Paar Five Fingers geschrottet habe. Von allem was ich an Minimalen zur Verfügung habe – und das ist nicht gerade wenig – laufe ich die V-Runs am allerliebsten. Dementsprechend häufig kamen sie zum Einsatz. In der Masse waren sie dabei auf Asphalt unterwegs, aber auch Schotterwege und unbefestigte Wege kamen unter ihre Sohlen.

Da es ja keine Dämpfung gibt, die ihren Geist aufgeben kann, war ich gespannt, wie lange die Teile halten. Nicht allzu lange, wie ich feststellen durfte. Die Sohlen zeigten recht schnell deutlichen Verschleiß und während der letzten Läufe war das Material soweit abgerieben, dass sich schon Löcher ankündigten. Mein 24 km-Lauf vom vergangenen Samstag hat ihnen dann den Rest gegeben. Nach dem Lauf über viel groben Asphalt und Schotter waren die Sohlen komplett durch, so dass das Licht durch sie hindurchschien und ich auf kleiner Fläche wieder barfuß unterwegs war 😆

Bis zu diesem Totalausfall haben die V-Runs exakt 504,1 km hinter sich gebracht. Nicht gerade viel. Meine klassischen Laufschuhe hielten immer so um die 800 bis 900 km und dann war nicht die Sohle sondern die Dämpfung im Eimer.

Ich muß zugeben, dass ich mir durchaus ein paar mehr Kilometer Lebensdauer gewünscht hätte, zumal der Oberschuh noch tiptop in Ordnung ist. Aber das tut meiner Liebe zu diesen Teilen jetzt keinen dramatischen Abbruch. Die neuen sind schon da und mit denen geht es auch gleich wieder auf Piste.

04.08.18 19

Von oben sind die Alten eigentlich fast nur am Staub zu erkennen

 

Frischmilch

02.12.17 04

Heute hatten wir hier im Norden den ersten Tagfrost dieser Herbst-/Wintersaison. Zwar nur minimal, aber  nach Windchill waren es bis zum – 7°. Grauer Himmel mit leichtem Nebel und die sachte vor sich hindampfende Hunte und der sachte vor sich hin dampfende Große Bornhorster See sorgten für die typische, norddeutsche Wintermelancholie, die ich so sehr mag.

Mit dem Wind auf dem Rücken waren die ersten Kilometer regelrecht gemütlich. Ich bin die Strecke  so gelaufen, dass der spätere Gegenwind durch den Deich der Elsflether Straße und die Bäume um den Großen Bornhorster See einigermaßen weggefangen wurde und so blieb es auch da nahezu kuschelig 🙂

Am Großen Bornhorster See waren noch ein paar Kühe draußen, eine hatte sich sogar gemütlich abgelegt, wenn das keine Frischmilch gibt, weiß ich es auch nicht.

Findet die Kuh 😀 :

15,7 enspannte Kilometer auf fast trockener Strecke, so dass die Zehensocken diesmal wieder zuhause bleiben konnten.

 

Mein erster Halbmarathon

Nein, der Titel bedeutet nicht, dass ich jetzt anfange in den Annalen des Deichläufers zu kramen, um Sentimentales aus den Anfangsjahren meiner Lauferei zu posten 🙂 Hier und heute geht es um meinen ersten Lauf über die Halbmarathondistanz in minimalen Laufschuhen, konkret in den Five Fingers V-Trail.

Geplant war das zwar eigentlich nicht, ich hatte mir eine 17 – 18 km lange Strecke ausgeguckt, aber die wunderbare Freizeit, die uns die 500-jährige Reformiererei heute bescherte, wollte genutzt werden und so vollführte ich bei Kilometer 8,5 km einen spontanen Richtungswechsel, der dann Halbmarathon bedeutete.

Statt zur Hunte bog ich zum Gellener Moor ab, wo ich mich in Gellen immer freue, dass dieser kleine Geselle seit Jahren nie stibitzt wird.

In den Gellener Torfmöörten gab es wegen der Hinterlassenschaften von Xavier noch etwas Hindernislauf. Herwart hingegen hat hier zum Glück keine weiteren Bäume umgeworfen.

Hundert Meter vor der Haustür, an der verkehrsberuhigt engsten Stelle unserer Straße, habe ich dann noch einen Haufen Kastanien beiseite gekickt, die da irgendein Torfkopf hingekippt oder verloren hat, bevor sich da noch Fußgänger oder Radfahrer im Dunkeln auf den Pinsel legen, und das wars dann mit dem ersten richtigen, ungedämpften Longjog in den Annalen des Deichläufers 😀

Die Stellen, wo mir bei meinen vorherigen Läufen die Five Fingers doch Blasen hinterlassen hatten, hatte ich vorsichtshalber mit Leukopor abgeklebt und so gab es diesmal keine Probleme, zumal die Füße heute nahezu trocken blieben. Allerdings merkten die Sehnen zum Schluß schon, dass das Stretching heute etwas länger gedauert hat, aber ansonsten bin ich die 21,2 km im geruhsamen 6:20iger Schnitt locker durchgetrabt. Nice 🙂

Bodenkontakt

Heute war mir mal nicht danach an der Hunte zu laufen, deshalb bin ich stattdessen mal an der Hunte gelaufen 😛 Gute 15 automobile Minuten von zuhause entfernt findet sich der Barneführer Holz, der nächstgelegene Wald, der auch groß genug ist um sich darin läuferisch etwas auszutoben 🙂

Leicht regnersiches Wetter bei 13 / 14 ° eignete sich darüber hinaus vorzüglich die neuen V-Trails in ihrem Element auszuführen. Ja, im Barneführer Holz kann man schon einmal von Trails sprechen. Zwar bedarf es vom Parkplatz eines kurzen Anlaufs über normale Forstwege …

… und der Überquerung der wie Fort Knox gesicherten Bahnstrecke nach Osnabrück (früher konnte man die ohne Einschränkungen überqueren, aber wie man sieht ist die Strecke ja extrem unübersichtlich ), …

… aber dann werden die Wege geschmeidiger und, oh Wunder, stößt man auf die Hunte, die hier aber ein gänzlich anderes Flair verströmt als in meinem üblichen Laufrevier.

Der Pfad an der Hunte ist mit das schönste was ich hier trailtechnisch laufen kann, ohne vorher eine Fernreise unternehmen zu müssen.

Nicht nur ich fühle mich hier sauwohl, auch die V-Trails sind hier vollkommen in ihrem Element. Der Grip ist perfekt und der Bodenkontakt ein Traum, die Füße haben jeden Moment das genaue Gefühl für den Untergrund, was nicht nur irrsinnigen Spaß macht, sondern auch in besonderer Weise ein sicheres Gefühl vermittelt. Nicht mehr wie von der Erde entkoppelt zu laufen ist auf so einem Naturweg eine nochmal absolut andere Hausnummer als auf meinen normalen Wegen. Ich habe noch nichts besseres an den Füßen gehabt.

Aber kein Glücksgefühl ohne Wermutstropfen: Bei Kilometer 10 merkte ich eine Blase am linken Fuß, genau an der Stelle, wo ich sie mir beim Premierenlauf auch am rechten Fuß zugezogen hatte. Die Stelle am rechten Fuß hatte ich verpflastert, aber kein weiteres Pflaster dabei. Da die Blase schon auf war und ich eh geplant hatte noch etwas barfuß zu laufen, wanderten V-Trails ab da in den Rücksack und weiter ging es auf nackten Sohlen. Ich befand mich schon grob auf dem Rückweg und lief nun direkt durch den Wald.

Für die Füße wurde es ein Fest der Sinne, wenn ich auch gerne eingestehe, dass nicht jeder Meter angenehm zu laufen war. Sand, Laub, Schlammpfützen (herrlich), Baumwurzeln, kleine Zweige und Äste sowie reichlich Tannenzapfen und ab und zu ein paar Steine und etwas Schotter, es gab nichts, was nicht unter meine Füße kam. Da der Boden regenweich war, ließ sich aber alles gut überlaufen.

Zweimal änderte ich aber die Strecke um Schotterpisten auszuweichen, was prompt dazu führte, dass ich die Orientierung verloren hatte und froh war, über das Smartphone eine Standortbestimmung vornehmen zu können. Wenn der Deichläufer den Horizont nicht sieht, ist er halt aufgeschmissen 😆 Naja, ist ja nicht das erste Mal 😛

Den Parkplatz schon im Blick entschloß ich mich noch kurz die gut 20 m hohen Osenberge zu erklimmen, um nach dem Abstieg den Parkplatz nicht wiederzufinden 😆

An einer Wegekreuzung traf ich auf zwei Damen, die mich auf meine Barfüßigkeit ansprachen und mich wieder auf den rechten Weg wiesen. So kam ich nach knapp 18 km wieder am Auto an. Ein wirklich geiler Lauf war damit zu Ende, der bislang längste in Minimal bzw. Barfuß (10,8/7,0). Auf solch größtenteils flauschigen Wegen ist das aber wirklich kein Problem.

Langsam wirds eng

… in meinem Laufschuhregal. Aber wenn mein Umstieg auf Minimal/Barfuß weiterhin so planmäßig vonstattengeht, kann ich in einem guten Jahr alle „normalen“ Laufschuhe erst einmal einmotten. Dann ist wieder Platz 😎 Heute beglückte mich aber erst einmal der freundliche Paketfahrer mit dem nächsten Zuwachs meiner Minimalriege. Um auch bei schlechtem Wetter einigermaßen vernünftig  über Feldwege und Trampelpfade zu kommen (von Trails will ich in meinem Standardlaufrevier nicht wirklich sprechen) braucht es noch was Minimales mit etwas mehr Grip. Und da ist heute als erstes der Vibram Five Fingers V-Trail eingetrudelt.

Gerade passend um nach einwöchiger Pause eine erste Runde mit ihnen zu drehen. Zuvor hatte mich eine, wenn auch nur recht leichte, Erkältung Abstand vom Laufen nehmen lassen.

In diesen Tagen hatte ich lediglich zwei Spaziergänge gemacht. Der erste ging um den Kleinen Bornhorster See, den ich wegen seiner „Hundedichte“ nicht gerne umlaufe. Spazierend stört die nicht und ich genoß Herbstimpressionen, muckelige Temperaturen und erblickte viele weitere umgefallene Bäume.

Ich erblickte aber auch einen Läufer an einer Stelle, wo ich gar nicht wußte, dass es da einen Weg gibt. Kam gleich auf den Merkzettel 🙂

Sonntag folgte eine verlängerte Runde mit Muttern und GöGa zum Wahllokal. Das Wetter war Bombe, aber zum Laufen wäre mir die plötzliche Wärme eh zu viel des Guten gewesen. Dafür nahm auch hier das unfreiwillige Sturmschaden-Sightseeing kein Ende.

Sturmschäden waren dafür bei meinem heutigen Lauf nahezu nicht zu sehen. Dabei wollte ich den alten Bahndamm schon meiden, allerdings bot er auch die Chance auf wenigstens etwas Trailfeeling und er war tatsächlich frei laufbar. Auch die wunderschönen Alleen auf dem Weg zum Kleinen Bornhorster See zeigten sich zu meiner großen Freude fast unversehrt. Und die unbekannte Strecke vom Merkzettel hatte ich auch gleich unter die V-Trails genommen. Es waren zwar nur 800 m Neuland, aber immerhin kann ich damit zukünftig meine Standardrunden noch etwas mehr variieren.

Erstaunlich trocken waren dabei schon die Wege, Matsch Fehlanzeige. Das hätte ich nach den wenigen Tagen ohne Regen nicht gedacht. In meinem Kommentar bei Christian bin ich da noch von anderen Voraussetzungen ausgegangen.

10,6 km waren ein optimaler Wiedereinstieg. Die Beine waren wunderbar frisch, offensichtlich hat ihnen eine Woche Pause auch gut getan, und es kam sogar so etwas wie Tempo auf.

Die V-Trails laufen sich im direkten Vergleich zu ihren V-Run-Brüdern sehr kommodig. Alleine das Trail-Profil reicht für einen Hauch von Dämpfung und der gut, ähnlich „normalen“ Laufschuhen, gepolsterte Schaft verhindert hier die einzige Scheuerstelle, die mir der puristische V-Run an der rechten Ferse zugefügt hatte. Insgesamt hat der V-Trail noch mehr Handschuh-Feeling als der V-Run.

Das beim V-Trail mehr Material verbaut wurde, erkennt man im direkten Vergleich, da sieht er irgendwie fast eine Nummer größer aus als der V-Run. Und das Profil macht sehr deutlich, wo der V-Trail-Frosch die Locken trägt. Aber dafür hat er ja schließlich auch Einzug gehalten in mein überquellendes Laufschuhregal 🙂