Harzquerung – Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Wie geht das eigentlich mit Steigungen laufen? Diese Frage treibt mich um, seit dem ich eifrig in den Blogs von Läufern aus den südlichen Gefilden der Republik mitlese. Aber wie soll ich das rauskriegen, wenn in meiner Heimat die höchsten Erhebungen aus Autobahnbrücken und Deichen bestehen?

Nun ist ja meine geplante Marathonteilnahme In Hamburg wegen meines verletzungsbedingten Trainingsrückstandes ins Wasser gefallen. Deshalb habe ich mich in den Weiten des WWW mal umgeschaut was man stattdessen so ausfressen könnte. Dabei bin ich auf die Internetseite der Harzquerung gestossen, die zufälliger Weise am gleichen Wochenende wie der HH-Marathon stattfindet. Man kann dort 51 km, 28 km oder 25 km laufen.

Die 51 km kamen nicht in Frage, dann hätte ich ja gleich in Hamburg starten können. Die 28 km starteten erst Mittags mit einem sehr kleinen Starterfeld, also auch nicht das richtige. Die 25 km starteten gemeinsam mit den 51igern morgens um 8:30 Uhr. Somit war das Starterfeld größer und ich mußte nicht unbedingt fürchten, als Letzter ins Ziel zu laufen.

So machte ich mich auf die 300 km lange Reise nach Wernigerode um gerade mal 25 km zu laufen. Aber da ich einfach nicht wußte was mich erwartet, stapel ich lieber erstmal tief. Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste.

Bei meiner gestrigen Ankunft habe ich als erstes die Startunterlagen abgeholt. In einer runtergekommenen Turnhalle wurde mir die Startnummer, ein Paperschnipsel mit Bändchen für den Rücksack, damit er an den richtigen Zielort gebraucht werde konnte, in die Hand gedrückt, das war es. Ich angelte mir aus einem Glas noch ein paar Sicherheitsnadel zum Festpieken der Startnummer und schon war ich wieder draußen.

Dann hatte ich mir gestern schon mal den Startbereich angeschaut, damit ich weiß wo ich hin muss. Auch kein Problem, das sind nur ein paar hundert Meter von meinem Hotel.

Früh genug war ich dann heute morgen im Startbereich und wartete wie viele andere Läufer auch, auf den Autoanhänger, der unsere Rücksäcke und Taschen aufnehmen sollte. Der kam aber nicht, aber so hatte man gleich ein Gesprächsthema. Ich war schwer beeindruckt wie viele Läufer sich kannten und freudig begrüßten. Da war ich schon einwenig neidisch. Aber ich lernte auch gleich eine 4-köpfige Läufergruppe aus Bremen kennen. Fünf Minuten vor dem Start war immer noch kein Gepäckfahrzeug da und alle stellten ihre Taschen und Rücksäcke an eine Straßenecke. Ich habe es auch mit mulmigen Gefühl getan, da ich mein Portemonnaie in der Tasche meiner Ersatzhose hatte. Aber was blieb mir anderes übrig. Und dann fiel unvermittelt der Startschuss. Wir guckten uns alle überrascht an und sahen, wie sich das Vorderfeld in Bewegung setzte. Dann trabten wir auch los.

Nach wenigen Metern waren wir auch schon auf Waldpfaden unterwegs und an der ersten heftigen Steigung kam es kurzzeitig zu einem Stau. Aber alle waren geduldig und bester Laune. Um mich herum waren viele Läufer aus Bremen und dem Landkreis Oldenburg.

An nahezu allen Steigungen ging das Läuferfeld. Anfänglich dachte ich mir noch, ob das so sein muß, aber ich wurde auch nicht überholt. So machte ich mir keine weiteren Gedanken und genoss die „aktiven Erholungspausen“, wie sie ein Mitläufer nannte. Wenigstens ist das Steigungen laufen auf diese Weise natürlich total easy. Da hatte ich mir schon etwas anders vorgestellt.

Dadurch ergab sich für die ersten 5 km eine grottenschlechte Zeit von 44:45 Min. Aber das Tempo war mir egal, ich freute mich über die traumhaft schöne Strecke und die vielen unterhaltsamen Mitläufer.

Über einige Kilometer lief ich mit einer 51-km-Läuferin aus dem Landkreis Oldenburg zusammen. Wir kamen dann auch an einer Feuerwehreinsatzstelle mitten im Wald vorbei. Vielleicht hatten mich deshalb um 6:15 Uhr die Sirenen aus dem Schlaf gerissen.

Nach 20 km bei der zweiten Verpflegungsstelle trennte sich die Strecke der 51 km-Läufer und die der 25 km-Läufer und ich verabschiedete mich von meiner symphatischen Mitläuferin.

Überhaupt war die Verpfegung an den zwei Ständen (es gab sogar Schmalzbrote) ausgezeichnet, die Strecke perfekt markiert und die Übergänge über befahrende Straßen sehr gut abgesichert. Die letzten 5 km ohne die Ultraläufer waren dann etwas öde, auch landschaftlich. Aber auch relativ flach und so konnte ich dann zügig die paar Restkilometer hinter mich bringen und lief nach 2:59:27 h ins Ziel ein. Das macht einen unterirdischen Schnitt von 7:23.  Dafür bin ich auch noch nie so relaxt und fit ins Ziel eingelaufen.

Während die Ultraläufer im Ziel Erbsensuppe erwartete, gab es im Ziel der 25 km-Läufer nichts, garnichts. In der altersschwachen Umkleide (warm Wasser in den Duschen war auch schon aus) stand eine Kiste Bier mit Halbliterflaschen. Ob diese vom Veranstalter gestellt wurde, wußte keiner. Aber jeder hat sich bedient bis die Kiste leer war. Durstig und hungrig wie ich war, hab ich die Flasche fix ausgesüffelt und war danach etwas duselig 🙂 Währenddessen starteten die 28km-Läufer bei Temperaturen von schon deutlich über 20 Grad.

In der Umkleide traf ich dann noch auf einen Oldenburger und kurze Zeit später auf vier Bremer Läufer, die ich schon am Start kennengelernt hatte. Zusammen liessen wir uns mit einem Großraumtaxi zurück nach Wernigerode chauffieren, weil das erheblich günstiger war als die Harzquerbahn. Diese höre ich beim Schreiben in meinem Hotelzimmer immer wieder schnaufen und pfeifen.

Fazit: Wunderschöne Strecke, bis auf die letzten Kilometer, total nette Läufer, geniale Stimmung. Wenn man die meisten Steigungen eh geht, ist so ein Lauf nicht sonderlich anstrengend und ich fühlte mich im Ziel noch fit für einige weitere Kilometer. Während des Laufes habe ich mir schon überlegt nächstes Jahr wiederzukommen und dann die 51 km zu laufen, das sollte bis dahin nun wirklich machbar sein. Ich will schließlich auch Erbsensuppe 😀

Gute 430 Ultraläufer und um die 110 Läufer über die 25 km waren unterwegs. Den 28 km-Lauf werden noch ca. 70 Leute bestritten haben.

Im Wald, da kann man sich verlaufen.

Heute vormittag stand der zweite Lauf mit -timekiller- auf dem Plan. Wir haben uns ungefähr auf halber Strecke zwischen Wardenburg und Oldenburg zu einem Waldlauf und einem Stück Trailstrecke an der Hunte getroffen. Das letzte Mal war ich vor ungefähr einem Jahr dort gelaufen.

Vom Parkplatz sollte uns der Weg durch den Wald direkt zum Huntetrail führen. Vor einem Jahr hatte ich ihn noch sofort gefunden. Aber man wird ja nicht jünger und mit zunehmenden Alter läßt nunmal das Erinnerungsvermögen nach. Irgendwie war die Hunte einfach nicht zu finden. So liefen wir durch den Wald, bogen mal hier ab mal dort, genossen die weichen Waldwege, das Vogelgezwitscher und die SONNE. Jawohl, heute schien die Sonne, dazu war es windstill, einfach herrlich. Aber die Hunte tauchte einfach nicht auf. An einer Wegekreuzung im Wald versuchte ich  mich nochmal zu orientieren, während der -timekiller- taktisch klug vorging: Er las einfach die Schilder und eines wies uns dann doch den Weg zur Hunte.

So blieb uns letztendlich doch noch das Schicksal von Hänsel und Gretel erspart und wir folgten dem Trailpfad an der Hunte, die sich hier idyllisch durch die Landschaft schlängelt und keinerlei Ähnlichkeit mit der breiten, ausgebauten Hunte ca. 20 km weiter flußabwärts hat, wo ich sonst immer laufe.

Als wir irgendwann wieder vom Fluss abbogen, gelangten wir wieder nicht auf  mir bekannte Wege. Aber mit unserem pfadfinderischen Geschick und der Hilfe von Garmin gelangten wir dann doch letztentlich wieder auf den Parkplatz.

Durch die planlose Lauferei haben wir uns offensichtlich ein paar Kilometer gespart. Wo ich vor einem Jahr noch 16 km gelaufen bin, kamen heute nicht ganz 13 zusammen. Unsere Garmins sind sich dabei auch heute treu und jeder bei seiner Meinung geblieben. 200 m Differenz ergab sich zwischen den beiden Geräten. Insgesamt in etwas über 6er-Schnitt gelaufen.

Am Parkplatz haben wir noch eine ganze Zeit miteinander geschnackt und uns zu einem ungezwungen Gruppenfoto aufgestellt 😉

Man beachte die farbliche Übereinstimmung 😀 Leider bekommen wir wegen der Osterfeiertage terminlich keinen gemeinsamen dritten Lauf mehr hin. Schade. Aber im Sommer kommt der  -timekiller- wieder in seine inzwischen zweite Heimat und dann werden wir mit Sicherheit wieder zusammen laufen. Ich freu mich schon drauf, es hat Spaß gemacht.

Lauf um die Thülsfelder Talsperre

Heute hat es mich mal wieder in meine alte Heimat verschlagen. Die liegt zwar nur ca. 40 km von Oldenburg entfernt, trotzdem zieht es mich nur ausgesprochen selten dorthin. Nun heute wurde die Frau Mama ins Auto geladen und das Städtchen Friesoythe angesteuert. Dort haben wir dann das Grab meines alten Herrn auf Vordermann gebracht. Anschließend habe ich dann Muttern bei einer ehemaligen Nachbarin abgeladen und bin noch mal ca. 15 km weiter gefahren um mal nach langer Zeit wieder einen schönen Lauf abseits befestigter Pfade durch die Natur zu machen.

Dazu bietet sich die Gegend um die Thülsfelder Talsperre an, da sie landschaftlich sehr abwechselungsreich ist. Diese Talsperre ist eine Hochwasserschutzanlage und dient nicht wie sonst üblich als Trinkwasserspeicher. Außerdem verfügt sich nicht über eine spektakuläre Staumauer sondern nur über ein kleines Sperrwerk und Deiche.

Man startet im lichten Mischwald und hat immer wieder einen Blick auf den Stausee, vorbei an zwei kleinen Strandabschnitten mit einer bescheidenen touristischen Infrastruktur gelangt man an das Sperrwerk und wechselt schon auf die andere Seite des Sees. Hier empfängt einen ein kurzes Stück Tannenwald (hier läuft man interessanter Weise mitten im Wald auf einem Deich) bevor mein Lieblingsteilstück kommt, eine Heidelandschaft wie in der Lüneburger Heide mit sehr sandigen Böden.

Hier einige Impressionen dieser schönen, wenn auch leider nicht allzu langen Strecke:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

16 Grad!

16 Grad! Urplötzlich! Nicht mal vorhergesagt!

Ich konnte den Feierabend kaum abwarten. Herrlich! Kurze Lauftight, obenrum viel zu warm angezogen. Man muß sich erst wieder an die Temperaturen gewöhnen.

Das Laufen ein Traum, die Muskelatur locker, der Waldboden federt weich. Sonne und Schatten im Wechsel. Jede Menge Läufer, Walker, Hundebesitzer, Spaziergänger unterwegs… na und? Verständlich, jeder genießt das schöne Wetter. Meiner guten Laune tut es keinen Abbruch.

Abbiegen auf den Trampelpfad, Ruhe, Zweige kratzen an den Waden, warme Luft umschmeichelt mich, der Schweiß fließt. Läuferglück!

Naturpark Wildeshauser Geest

Zwei Tage nach meinem ersten Trailrunning-Versuch im Wildenloh habe ich einen größeren Wald bei Sandkrug im Naturpark Wildeshauser Geest angesteuert.

Das Wetter war wenig berauschend: Regen und starker Wind (von Sturm reden wir hier Norden nicht so schnell). Der Wind hätte mir allerdings das Laufen auf meiner Hausstrecke an der Hunte doch verleidet. Mir fehlt der Vergleich: Ist gegen starken Wind laufen eigentlich schlimmer als Bergauflaufen?

Wie auch immer, im Wald war der Wind kein Thema. Und so bin ich  über Forstwege ungewollt wieder an der Hunte gelandet. Allerdings schlängelt sie sich hier idyllisch durch Wald und Wiesen. Kaum zu glauben, das sie keine 20 km weiter schon schiffbar ist und sogar schon von kleineren Seeschiffen befahren wird. Ich bin dem Flußlauf einige Kilometer über einen schmalen Pfad gefolgt. Das dürfte Trailrunning pur gewesen sein. Über Stock und Stein, über umgestürzte Bäume, vorbei an Uferabbrüchen. Einfach nur schön. Trotz oder auch gerade wegen dem nassen Wetter. So war kaum eine  Menschenseele unterwegs und ich konnte den Lauf richtig für mich geniessen.

Irgendwann bin ich dann vom Flußufer wieder in den Wald abgebogen und war nach ca. eineinhalb Stunden wieder am Auto. Nass, aber total zufrieden.

Es war so klasse, dass ich am vergangenen Freitag dort erneut gelaufen bin.

 

 

Erste Trailrunde im Wildenloh

Erst vor wenigen Wochen ist meine Neugierde auf Trailrunning durch das Lesen entsprechender Blogs geweckt worden.

Da nach sechsjähriger Lauferei, auf in der Regel immer den gleichen Strecken, schon etwas länger der Wunsch nach Abwechselung in mir aufgekommen war, habe ich mir via Google-Maps das ein oder andere Waldgebiet herausgepickt. Das ist in der näheren Umgebung von Oldenburg garnicht so einfach. Wälder sind hier nicht gerade reichlich vorhanden und die die es gibt sind nicht gerade riesige Waldgebiete.

Nun wurde noch flugs das Laufgeschäft meines Vertrauens aufgesucht um mir einen Schuh mit entsprechend profilierter Sohle zuzulegen. Die Wahl fiel auf den Brooks Cascadia. Für norddeutsche Gefilde ist der vollkommen ausreichend.

Entgegen meiner Gewohnheit gleich von der Haustür aus los zutraben, setzte ich mich in mein Auto und steuerte den Wildenloh an. Ein kleiner Wald am Rande Oldenburgs. Sehr klein, wenn man läuft. Mit einer Ausdehnung von ca drei mal einem KM war das Wäldchen recht schnell in allen Richtungen durchquert.

Nichts desto trotz hat mir das Laufen auf Waldwegen und Trampelpfaden sehr gut gefallen. Das Wetter war nieselig feucht, die Wege teils laubbedeckt, teils rutschig. Aber im neuen Schuh hatte ich von vornherein ein gutes Laufgefühl. Der Grip ist gut, ich bin nicht einmal gerutscht.

Der Einstieg war also geschafft. Eine gute Stunde bei Nieselregen und einsetzender Dämmerung auf einem späten Mittwochnachmittag.